Jahr:2020
Fördersumme:100000
Ort:Berlin
Förderbereich:Natur- und Umweltschutz

GermanZero

KlimaEntscheide in den Kommunen

Mehr als 100 Kommunen in Deutschland haben den Klimanotstand ausgerufen. GermanZero hilft den Städten und Gemeinden, mit einer selbst entwickelten Beschlussvorlage und einem Kalkulationstool, Bürgerentscheide rechtssicher zu formulieren. In Wochenend-Workshops berät GermanZero vor Ort und passt die KlimaEntscheide jeweils den kommunalen Bedürfnissen an.

Das Ziel: Die Bürgerinnen und Bürger sollen durch die Unterstützung der Organisation und durch die professionell begleiteten KlimaEntscheide ihre Stadtparlamente verbindlich bitten, ihre Stadt in zehn Jahren klimaneutral aufzustellen. Der Ansporn: Gerade in den Kommunen sind die Menschen nah dran an der Politik und ihren Entscheidungsträgern.

Für jede Kommune, in der ein KlimaEntscheid gestartet wird, liegt damit zunächst ein konkreter Klimaaktionsplan inklusive Budget- und Personalplan vor. Damit wird das Ziel, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, politisch im direkten kommunalen Umfeld fassbar.

Die bislang meist symbolischen "Klimanotstände" werden mit einem individuellen KlimaEntscheid in einen handlungsorientierten Prozess gebracht. Die notwendigen und ehrgeizigen Anstrengungen für klimaneutrale Kommunen werden dadurch massiv beschleunigt.

Dank der Unterstützung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnte GermanZero bei ihrer Arbeit mit 100.000 Euro gefördert werden.

Im Interview erklärt Ruth Mulandi, Projektleitung Fundraising, welche Ziele GermanZero erreichen will und wie unser gemeinsamer Weg dorthin aussehen kann.

Was hat sich GermanZero zum Ziel gesetzt?
GermanZero hat gemeinsam mit Expert:innen, Wissenschaftler:innen und Bürger:innen das erste 1,5-Grad-Gesetzespaket entwickelt und im Juni 2021 vorgestellt. GermanZero bietet damit den Lösungsweg, mit dem Deutschland bis 2035 klimaneutral werden kann. Fair. Wirksam. Berechenbar.

Derzeit wird das Maßnahmenpaket in ein Gesetz formuliert.
​​Wir sind im Dialog mit Politiker:innen, um mit unserem Maßnahmenpaket die Umsetzung von effektivem Klimaschutz, der wirtschaftlich nicht nur möglich, sondern von Vorteil ist, und der sozial verträglich ist, möglich zu machen – und zwar so schnell wie möglich.

Im Pariser Klimaabkommen im Jahr 2015 hat sich Deutschland gemeinsam mit anderen Ländern dazu verpflichtet, die Erhitzung der Erde auf 1,5 Grad zu begrenzen. Warum ist diese Marke so wichtig?
​​​​​​​Die Wissenschaft zeigt, dass eine Erderwärmung von über 1,5 Grad katastrophal für den Planeten ist. Wir sind jetzt bei 1,2 Grad und haben gerade die Konsequenzen mit aller Wucht gespürt: Starkregen und Überschwemmungen hier in Deutschland und in China, die Rekordhitzewelle im pazifischen Nordwesten, Jahrhundertdürre im Südwesten der Vereinigten Staaten, Waldbrennen in Sibirien. Nach aktuellem Forschungsstand ist es nur möglich, das 1,5 Grad Ziel zu erreichen, wenn Deutschland bis spätestens 2035 klimaneutral wird.

Klimaschutz ist ein globaler Kraftakt. Auf dem Weg zur Klimaneutralität brauchen wir eine nachhaltige Energiewende, die hier in Deutschland anfängt. Wie sollte die nach Meinung von GermanZero aussehen?
​​​​​​​Nur wenn wir sektorenübergreifend denken und handeln, erreichen wir Klimaneutralität bis 2035. Dafür brauchen wir ein integriertes 1,5-Grad Klimaschutzgesetz, das im Zusammenwirken aller Maßnahmen das Ziel der Treibhausgasneutralität sicherstellt. Die Basis unseres 1,5 Grad Gesetzespaket bildet ein wissenschaftlich fundierter Maßnahmenkatalog für die fünf größten emissionstreibenden Sektoren in Deutschland: Energie, Industrie, Verkehr, Gebäude/Wärme und Landwirtschaft. Wir haben für jeden dieser Sektoren Maßnahmen geprüft, die alle Details berücksichtigen. Sie füllen 500 Seiten. Nur zwei Beispiele:

- Transformation der Energieversorgung: bis 2035 werden in allen Sektoren zu 100 % erneuerbare Energieträger eingesetzt – über dezentrale Energiegemeinschaften, die ihre Energie überwiegend selbst erzeugen, speichern und verbrauchen, sowie "EE-Kraftwerke" (Wind- und PV-Anlage), die in der nötigen Geschwindigkeit gebaut werden können.

- Förderung von nachhaltigen, CO2-armen Produkten: der deutsche Staat berücksichtigt in seiner öffentlichen Beschaffung nachhaltige und umweltbezogene Kriterien. Für CO2-arme Materialien werden Quoten eingeführt.

Im vergangenen Jahr haben wir dank unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer das GermanZero-Projekt „Klimaentscheide“ mit 100.000 Euro gefördert. Was sind Klimaentscheide und was soll damit erreicht werden?
​​​​​​​In den seit Sommer 2020 gegründeten, bisher fast 50 Klimaentscheid-Teams kommen Menschen zusammen, um über Bürgerbegehren - und Bürgerentscheide, Öffentlichkeitsarbeit und Dialog mit Politik und Verwaltung örtlichen Klimaschutz zu fordern. Acht Teams haben schon den ersten großen Meilenstein erreicht: die Kommunalverwaltungen in Essen, Münster, Konstanz, Eberbach, Schorndorf, Buchholz, Jena und Landshut haben beschlossen, bis 2030/35 klimaneutral zu werden und arbeiten jetzt an einem Klimaplan zur Umsetzung. Dieser enthält konkrete, örtliche Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität. So bringen wir gemeinsam unsere Regionen deutschlandweit auf 1,5-Grad-Kurs. Stadt für Stadt, Dorf für Dorf, Landkreis für Landkreis. Wir zeigen der Bundespolitik, dass Menschen und Kommunen längst auf dem richtigen Weg sind. Und unseren Mitbürger:innen, dass wir die Macht zur Veränderung haben.

Wie kann man sich bei euch engagieren und aktiv zum Klimaschutz beitragen?
Auf ganz viele, unterschiedliche Weisen. Wir haben in den 18 Monaten, in denen es uns gibt, so viel geschafft, weil uns bereits jetzt hunderte Menschen ehrenamtlich unterstützen:

- Natürlich in einem Klimaentscheide-Team. Wenn es kein Örtliches gibt, dann kann man als Moderator oder „Pate“ mitmachen – Paten sind Ehrenamtliche, die individuelle Teams vor allem am Anfang mit ihrer Erfahrung und Expertise unterstützen.

- In einer Lokalgruppe für Politikgespräche. Auch dies sind örtliche Gruppen, die in den Dialog mit Kandidat:innen und Politiker:innen treten, um die Klimaneutralität auf deren Agenda für die nächste Legislaturperiode zu bekommen. 17 Gruppen sind in einem Drittel aller Wahlkreise bereits aktiv und haben bisher über 100 Gespräche geführt. Weitere 100 sind bereits im Terminkalender.

Als Ehrenamtliche in einem unserer Teams. Unser Maßnahmenkatalog ist mit Hilfe von ca. 200 ehrenamtlichen Mitarbeitern erarbeitet worden, von hocherfahrenen Jurist:innen zu Student:innen. Unser IT und Social Media Team besteht zu 80% aus Ehrenamtlichen. Auch bei der Koordinierung und Unterstützung von örtlichen Gruppen und Ehrenamtlichen selbst sind Ehrenamtliche dabei.

Durchs Mitmachen bei der Erarbeitung unseres Maßnahmenkatalogs und des Fahrplans für dessen Umsetzung: hunderte von Expert:innen aus allen Sektoren von Landwirtschaft zu Gebäudetechnik haben hier schon beigesteuert, über Werkstätten und Interviews. Und fast 1000 Bürger:innen haben über unsere online Beteiligungsplattform ZeroLab die Maßnahmen aus ihrer Perspektive getestet.​​​​​​​

- Durch Spenden. Wir sind 100% durch Spenden finanziert, und ohne finanzielle Unterstützung wäre unserer Arbeit nicht möglich.

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